Überörtliche Gemeinschaftspraxis

für Orthopädie und Unfallchirurgie

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Spondyloarthritis / „Morbus Bechterew“

Kennzeichnend für die entzündlichen Veränderungen bei diese Gruppe von Erkrankungen ist die Beteiligung der Wirbelsäule, insbesondere im Bereich der Beckenregion und der unteren Lendenwirbelsäule (Entzündung der Kreuz-Darmbein-Gelenke, der sog. „ISG-Fugen“, Stichwort „Sacroileitis“), aber Schwellungen und Schmerzen der großen (häufig Kniegelenk!) und kleinen peripheren Gelenke können ebenfalls Ausdruck einer „Spondyloarthritis“ sein.

Bei der „axialen Spondyloarthritis“ beginnt die Entzündung der Wirbelsäule meistens im Zeitraum vom 25. bis 35., spätestens im 45. Lebensjahr und ist im Anfangsstadium durch den „entzündlichen Rückenschmerz“ in der zweiten Nachhälfte gekennzeichnet, der oft zum Aufstehen zwingt, unter Bewegung besser wird und gut auf ein traditionelles Schmerzmittel reagiert. Die eintretende Morgensteifigkeit dauert typischerweise länger als 30 min. Im Frühstadium der Erkrankung ist die Röntgenuntersuchung oft noch unauffällig, häufig gelingt die Absicherung der Diagnose erst durch eine MRT-Untersuchung mit einer speziellen Darstellungstechnik (STIR- bzw. IRTSE-Sequenzen). Man unterscheidet daher die röntgenologisch gesicherte Form („r-ax SpA“) von der nur im Kernspintomogramm gesicherten nicht-röntgenologischen Form („nr-ax SpA“).

Unbehandelt kommt es zu einer Einsteifung der Wirbelsäule, also des Achsorgans („axiale Spondyloarthritis“) in aufsteigender Form, beginnend am Kreuzbein, im Endstadium ist auch die Halswirbelsäule betroffen. Im Falle einer röntgenologischen Sicherung der Diagnose spricht man von einem „Morbus Bechterew“. Die Einsteifung ist die Folge einer Verknöcherung der kleinen Wirbelgelenke und der Bänder an der Wirbelsäule.

Ähnlich wie bei der rheumatoiden Arthritis kann die Erkrankung im Frühstadium meistens noch ohne bleibende Schäden abgeblockt werden, auch hier gibt es einen begrenzten Handlungsspielraum („window of opportunity“). Ziel ist auch bei den „Spondyloarthropathien“ die vollständige Unterdrückung des Entzündungsprozesses („Remission“), hierzu sind Verlaufskontrollen mit jeweiliger Anpassung der Behandlungsstrategie erforderlich(„treat to target“).

Die meisten von der „Spondyloarthritis“ betroffenen Patienten haben eine genetische Veranlagung über das Chromosom 6, sie sind „HLA B 27-positiv“, d. h., der Test im Labor weist die Existenz des HLA B 27-Gens nach. Im akuten Stadium der Erkrankung ist das C-reaktive Protein (CRP) oft erhöht, auch die sog. Blutsenkung (BSG oder BKS). Weitere spezifische Labortests, die für die Praxis geeignet wären, gibt es (bis auf die üblichen Ausschluss-Untersuchungen für andere Erkrankungen) bisher nicht.

Zum Formenkreis der Spondyloarthritiden gehören weitere über das HLA-System vermittelte Phänomene und Erkrankungen wie die „periphere Beteiligung“ z.B. des Kniegelenks, der Schulter- und der Hüftgelenke sowie die Entzündungsreaktionen von anderen Organen, die sog. „extraskelettalen Beteiligungen“. Sie können einzeln oder in Kombination auftreten und gehören zu den Diagnosekriterien der Spondyloarthritiden (ASAS-Group 2009):

  • Daktylitis: Entzündungsreaktionen der Finger oder Zehen führen hierbei zu einer vollständigen Verdickung des gesamten Fingers oder der Zehe, dem sog. „Wurstfinger“ bzw. der „Wurstzehe“.
  • Enthesitis: Entzündungen an den Sehnenansätze am Knochen betreffen vor allem die Ferse am Ansatz der Achillessehne bzw. die Faszie an der Fußsohle und die Sehnenansätze an den Strecksehen der Finger (häufiges Phänomen auch bei der Schuppenflechten-Arthritis).
  • Iridozyklitis: diese auch als „Uveitis“ bezeichnete schwere Entzündung des Auges betrifft die Regenbogenhaut.
  • Psoriasis: die Schuppenflechte wird in der aktuellen medizinischen Fachliteratur als Manifestation der Spondyloarthritiden an der Haut eingestuft.
  • CED: Die chron. entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn bzw. Colitis ulcerosa) stehen über das HLA B 27-Gen ebenfalls in engem Zusammenhang mit den Spondyloarthritiden.
  • Auch die „reaktive Arthritis“ wird in der aktuellen Fachliteratur in die Gruppe der Spondyloarthritiden eingeordnet.